Bolsena ist eine Stadt mit 4 200 Einwohnern in der Provinz Viterbo der Region Latium. Der Ort liegt auf 350 m Meereshöhe, die Koordinaten sind 42°39′N, 11°59′O; Schutzpatron von Bolsena ist die heilige Christina. Die größte Stadt am Lago di Bolsena liegt an den Ausläufern der Monti Volsini. Die Eingemeindungen (frazioni) sind Sant’Antonio und Val di Lago. Bolsena ist römischen Ursprungs und liegt an der historischen Via Cassia, die damals Rom mit der Toskana verband und bis nach Genua reichte. Die Partnerstadt von Bolsena ist Volkertshausen in Baden Württemberg. Das Tourismus-Büro (Ufficio Turistico Comune di Bolsena) befindet sich an der Piazza Guglielmo Matteotti, 9A, mitten in Bolsena.

Bolsena ist geprägt vom Fischfang, einer kulturell aktiven Gemeinde und einiger historischer Feste, die alljährlich in vielfältiger Form gefeiert werden. Zentrum dieser Feierlichkeiten sind die Verehrung der heiligen Christina (Santa Cristina; Ende Juli), des Corpus Christi (Corpus Domini e infiorate; Juni), einer Schlacht im 14. Jahrhundert (Festa medievale; August) und der Hortensie (Festa delle Ortensie; Juni). Darüber hinaus wird Bolsena eng mit der Geschichte der Etrusker verbunden, die hier im Ort ihre ‚letzte Bleibe‘ gefunden haben sollen. Nachdem die römischen Truppen den Hauptort der Etrusker ‚Volsinii‘ nahe Orvieto zerstört hatten, wurden die überlebenden Etrusker an einen Orte nahe dem See, dem heutigen Bolsena gebracht. Dort bauten sie eine neue Stadt, Volsinii novi auf, von der heute noch Fragmente erhalten sind, die teils im örtlichen Museum, teils vor Ort bei den Ausgrabungsstätten, sowie in Orvieto zu besichtigen sind.

Der historische Teil Bolsenas liegt leicht erhöht, an seinem höchsten Punkt mit der Festung von Weitem schon sehr gut zu erkennen. Über einen schönen Torbogen betritt man die Fußgängerzone mit zahlreichen Geschäften und agilen Gastrobetrieben aller Art, die sich gute 500 m von Nord nach Süd bis zur Chiesa Santa Christina zieht. Von der Piazza Maggio 1 – im vorderen Drittel – führt der spektakulärste und steilste (Achtung: Kopfsteinpflaster) Weg hinauf zum Castello; unter Arkaden und Gewölben hindurch erreicht man den Festungsvorplatz mit dem örtlichen Museum (centro visite), einer Snackbar und den Zugang zur Burg. Direkt dahinter steht die Chiesa Santa …, der man ebenfalls einen Besuch abstatten kann. Von hier aus sind es übrigens nur ca. 150 Meter bis zum Freiluftmuseum des ‚Volsinii nuovo‘, also der etruskischen ‚Ersatzsiedlung‘. Völlig anders gibt sich der Uferbereich: großzügig mit viel Grün, ausreichend Parkplätze, noble Hotels und ein paar Bars. Im Sommer ist hier richtig etwas los und die Stimmung hier unten am See findet man sonst niregends in der näheren Umgebung. Viel tragen dazu auch die Gäste der zahlreichen Campingplätze bei, die allabendlich ein wenig Abwechslung suchen. Zwischen Uferlinie und Altstadt fallen die unzähligen Ferienhäuser auf, die gerade im Sommer stark frequentiert sind oder von ihren Besitzern aus Rom, Perugia, Orvieto und Viterbo selbst zum Urlaub genutzt werden. Im Frühling und Herbst ist es hier und auch am restlichen See sehr ruhig. Die öffentlichen Museen laufen auf Sparflamme, die Öffnungszeiten z.B. der Museen sind dann sehr ‚zerklüftet‘ und die öffentliche Schifffahrt kommt fast gänzlich zum Erliegen.

Das Blutwunder von Bolsena
Bemerkenswert sind die Erinnerungen an einen Vorfall, der sich im Jahre 1263 so abgespielt haben soll und das ‚eucharistische Wunder‘ (miracolo eucaristico di Bolsena) genannt wird. Ein deutsch-böhmischer Priester aus Prag soll nach Zweifeln an der Transubsstantiationslehre (Verwandlung Wein zu Blut Christi) der katholischen Kirche ein wahres Wunder erlebt haben: beim Sprechen der Formel, tropfte tatsächlich Blut aus dem Messweinbecher bzw. von der Hostie, um offensichtlich den Patre zu überzeugen; dabei wurde auch das Altartuch ‚getroffen‘. Der Priester versuchte zunächst den Vorfall zu vertuschen, doch einige Tropfen Blut gelangten auf den Marmorboden der Kirche und standen damit für die Welt sichtbar da. Papst Urban IV. entsandte keinen geringeren als Thomas von Aquin, der das Wunder als solches bestätigte. Anschließend ließ der oberste Kirchenvertreter das ‚bekleckerte‘ Altartuch nach Orvieto bringen, wo es heute noch als Reliquie eingelagert ist. Das Blutwunder von Bolsena war 1264 der Anlass für die Erstaustragung des Fronleichnamsfestes im Bistum Lüttich, und wird seither jedes Jahr aufs Neue weltweit gefeiert.

Das Leben der heiligen Christina
Die weltliche Christina wuchs als Tochter einer wohlhabenden Familie in der Nähe der Stadt Bolsena auf. Wegen ihrer Schönheit sollte sie keinen weltlichen heiraten, sondern stattdessen der römischen Götterei ‚zur Verfügung‘ gegebenen werden. Sie wurde weggeschlossen und von drei Bediensteten aufgezogen; eine davon war vom Glauben her Christin und Christina lernte alles von ihr. Nicht lange dauerte es und sie brach aus ihrem Gefängnis aus und verschenkte alle Habseligkeiten an die Armen der Umgebung. Ihr Vater reagierte mit viel Zorn, wünschte ihr die Pest und andere Verderbnisse, doch Christina überlebte alle: man begann sie mit Ruten auszupeitschen und warf sie ins Gefängnis. Christinas Leib wies allerdings wundersamerweise keine Spuren der Schläge auf. Ihr Vater konnte sich dies nur mit Zauberei erklären und ließ Christina auf ein Schiff bringen, wo man sie mit einem Mühlstein um den Hals im Meer versenken wollte. Doch hielten Engel sie über Wasser und führten sie wieder aufs Land zurück. Dort warf man sie in einen glühenden Ofen, in dem sie fünf Tage und Nächte überlebte. Später konfontierte man sie mit Gift- und Würgeschlangen. Doch diese leckten ihr die Füße, andere schlangen sich um ihren Hals, ohne ihr irgendein Leid zuzufügen. Zuletzt riss man ihr die Zunge heraus, doch Christina verlor die Sprache nicht. Im Tempel des Apollo stürzten auf ihr Gebet die Götzenbilder in den Staub. Den Tod fand sie schließlich durch eine Pfeilspitze mitten in ihr Herz. Das geschah am 24. Juli 309. Seither wird sie als Märtyrerin verehrt und gilt als Patronin der Müller, Seeleute und Bogenschützen. Im Jahr 1880 wurden nahe der Stadt Bolsena in Italien die Fundamente einer christlichen Basilika freigelegt. Daneben fand man einen Friedhof mit römischen – dem Apollo geweihten – und christlichen Gräbern. Im freigelegten Hochaltar der Basilika entdeckte man eine antike Marmorurne mit den Reliquien der Heiligen. Die Altarplatte trägt die Inschrift: † I.R.Q.E.S.C.P.B.A.T.X.M. Diese Inschrift wird als Abkürzung für Hic requiescit corpus Beatae Xristinae Martyris („Hier ruht der Leib der seligen Märtyrin Christina“) gedeutet. Die ganze Kirchenanlage umfasst die Basilica, eine Kapelle samt Blutwunder-Gedenkstätte und die Katakomben Gedenkstätten an die heiligen Christina. INFO | Basilica di Santa Christina Piazza Santa Christina. 01023 Bolsena. +39 0761 799067. www.basilicasantachristina.it. Unter der o.g. Internetadresse gibt es mehrere deutschsprachige Infobroschüren als PDF.

Das Festa medievale
Alljährlich wird im August ein abgewehrter Eroberungsversuch seitens Kaiser Ludwig IV gefeiert. Am 14. August 1328 versuchte Ludwig IV die Burg von Bolsena zu erobern; aufgrund der guten Verteidigung und einer nur halbherzig verfolgten Aktion, ließ er tags darauf von seinen Bemühungen ab. Die Gemeinde feiert diesen ‚Sieg‘ an zwei Tagen im August mit einem mittelalterlichen Fest rund um die Burg und ihrer Befestigungsanlagen. INFO | www.visitbolsena.it.

Sehenswürdigkeiten
Neben der sehenswerten Altstadt und der Anlagen unten am See, besticht zuallererst die Basilica di Santa Christina. Der mittelalterliche Kirchenkomplex steht im östlichen Teil des Ortskerns und ist eine Komposition vieler Jahrhunderte. Die drei Schiffe der Hauptkirche sind mit einer Holzdecke versehen und der Anordnung nach dem lateinischen Kreuz nachempfunden. Der Campanile (Turm) stammt aus dem 13. Jahrhundert. Bei Grabungen wurden immer wieder Teile anderer früherer Gebäude gefunden, so dass eine klare Datierung unmöglich erscheint. Neu angebaut wurde die kleine Kapelle mit den Erinnerungen an das o.g. Blutwunder der Eucharistie. Zentrum der Pilgergänge bildet das Grab der heiligen Christina, das die sterblichen Überreste des etwa 11-13 jährigen Mädchens enthält (im linken Seitenschiff).

Rocca Monaldeschi (Castello della Rocca Monaldeschi Cervara)
Eine Verteidigungsanlage großen Ausmaßes befindet sich im oberen Ortsteil, die über schmale Gassen und steile Anstiege relativ schnell zu erreichen ist. Das Castello wurde im 12. Jahrhundert im Auftrag des Kaiser Hadrian gegen das Anrennen barbarischer Völker in Auftrag gegeben und von der mächtigen Familie Monaldeschi im Jahre 1295 fertiggestellt. Die fast vollständig erhaltene Anlage bietet einen schönen Blick auf Bolsena, den See und die nähere Umgebung. Die unregelmäßig, viereckig angelegte Burg verfügt über vier Türme und erfüllt damit die typische Kriterien einer mittelalterlichen Wehranlage; alle Türme und Wehrgänge sind zu begehen; Aufstieg über eine enge Metall-Wendeltreppe. Seit 1991 ist hier ein Museum (Museo territoriale del lago di Bolsena) untergebracht; es vereint historisches Wissen zur Entwicklung der Region und zeigt zahlreiche Ausgrabungen aus etruskischer und römischer Zeit. INFO | Rocca Monaldeschi Piazza Monaldeschi 1. 01023 Bolsena. Öffnungszeiten Mo bis So 10-18, werktags Mittagspause von 13-15, Mi nur 10-13 Uhr; Eintritt EUR 5, ermäßigt EUR 3,50. www.simulabo.it. An der Kasse gibt es neben einem römischen Sarkophag eine große Auswahl an musealer Fachliteratur, teilweise in deutscher Sprache. Sehenswert ist das im Keller des Castello untergebrachte und im Preis inbegriffene Acquario di Bolsena. Mithilfe zahlreicher Aquarien erhält man einen Einblick in die Unterwasserwelt des Bolsenasee und dessen Nachbargewässer; es gibt aber auch Amphibien, Schildkröten und Krebse zu sehen. Das Museum gehört zu einem ganzen Verbund von Museen, die rund um den Bolsenasee zu besuchen sind.

Das Volsinii nuovo
Die etruskische Ausgrabungsstätte befindet sich an der Straße von Bolsena nach Orvieto ca. 300 m hinter der Piazza di Mondaleschi (Castello). Die Öffnungszeiten muss man sich genau einprägen, um nicht vor geschlossenen Türen zu stehen. Etwas oberhalb der Anlage befindet sich ein großer Parkplatz, die Parkgebühren sind sehr moderat. Hat man die Eingangspforte passiert, erhält man von der Aufsichtsperson zwei Infoblätter in der jeweiligen Heimatsprache; das eine Blatt zeigt den Übersichtsplan der alten Stadt, das andere (auf zwei Seiten) eine kurze Beschreibung der bedeutendsten Funde. Der EIntritt ist übrigens frei! Volsinii nuovo ist eine  – von den Römern aus der etruskischen Hauptstadt Velzna (bei Orvieto) vertriebenen Etruskern -neu aufgebaute Stadt, also eine Art ‚Reservat‘; Zwangsumsiedlung kann man es auch nennen, an der geplanten Vorherrschaft der Römer im 3. Jahrhundert vor Chr. gab es damals keinen Zweifel. Am Eingangstor links finden sich Überreste der einstigen Therme, aus Platzgründen konnten die Ausgrabungen und Freilegungen nicht weiter fortgeführt werden. Als sicher gilt, dass die Stadt wesentlich größer war, als heute zu besuichtigen ist; z.B. befindet sich ein Amphitheater in unmittelbarer Nähe, das noch auf seine Wiederbelebung wartet. So ist eben nur ein kleiner Teil der ehemaligen Stadt zu sehen. Zu den Örtlichkeiten: zunächst betritt man einen großen Platz, der wohl als Versammlungs- und Markplatz gedient hat. Überall liegen noch reste von Säulen und großen Bausteinen herum, die randbebauung ist allerdings zerstört. Rechterhand geht es durch einen durchbrochenen Bogengang zu den Wohn- und Geschäftshäusern. Kellerabgänge samt Kelleräume, die Wohnäume, wenige Mosaiken lassen sich erkennen. Fragen Sie unbedingt nach einer Führung, im Tourismuszentrum oder im Foyer der Festung bzw. im örtlichen Museum, an der Piazza …, nur wenige Schritte unterhalb des Festungseingangs.

Unterkünfte
Agriresort Le Porcine Stimmungsvolle Anlage mit hoher Akzeptanz. Via Cassia. 01023 Bolsena. +39 0761 1763259. www.agriresortleporcine.it. Hotel Holiday Sul Super Lage am See, liebevoll zubereitete Speisen, sehr gutes Frühstück. Lago Viale A. Diaz, 38. 01023 Bolsena. +39 0761 796900.  www.hotelholidaybolsena.it. Hotel Eden sul Lago Nur 20 Meter vom See entfernt; kein störender Verkehrslärm. Einfach nur gut. Via Cassia. 01023 Bolsena. +39 0761 799015. www.hotelendenbolsena.it. Bed & Breakfast Podere Ospedaletto Liebevolles Engangement. Loc. Ospedaletto, 177/A, 01023 Bolsena. +39 0761 799989. www.bebpodereospedaletto.it. Campingplätze Camping Massimo Kleiner individueller Campingplatz unter alten Akazien, Pappeln, Lorbeer und Schirm-Pinien. Direkt am flachen Sandstrand des Lago di Bolsena finden Sie schöne, weitgehend naturbelassene Stellplätze. Via Cassia Nord, km 116. 01023 Bolsena. +39 335 7686945. www.massimo.info. Camping Val di Sole Vorne am See gelegen; nur die Promenade mit parkänlichem Gelände trennt die Anlage vom See. Via Cassia, km 117. 01023 Bolsena. +39 334 9952575. www.campingvaldisole.it. Lido Camping Village Super Pool, direkt am See. Via Cassia Nord, Km 111. 01023 Bolsena. +39 0761 799258. www.lidocampingvillage.it. Blu International Camping Ruhe, Entspannung und Freundlichkeit sind der Platzleitung oberstes Ziel; gut bewerteter Platz. S.S. Cassia, Km 111. 01023 Bolsena. +39 0761 799197. www.bluecamping.it. Camping internazionale Il Lago Toller Platz bis ans Ufer des Bolsenasee. Viale Cadorna, 6. 01023 Bolsena. +39 0761 799191. www.campingillago.it. Camping La Cappelletta Sehr schöner Platz direkt am See. Via Cassia Vecchia.  01023 Bolsena. +39 0761 799543. www.cappellettacampingbolsena.it.

Essen und Trinken
Trattoria da Picchietto Eines der besten Lokale im Ort; gelegen in der Altstadt (Fußgängerzone) Via Porta Fiorentina, 15. Bolsena. +39 0761 799158. www.ristorantepicchiettobolsena.com. Trattoria Del Moro Piazza Das Essen spielt eine untergeordnete Rolle; die Stimmung direkt am See ist fantastisch; das Speisenangebot ist gut. Dante Alighieri, 5. 01023 Bolsena. +39 0761 798810. www.trattoriadelmoro.it. Osteria La Francigena Wohl die beste Pizza im Ort; ohne Gewähr natürlich. Via S. Giorgio, 27. 01023 Bolsena. +39 0761 797037. www.bolsena-ristorantelafrancigena.it.